P E R D U — À la recherche du temps perdu (2015)

IIIème Chapitr. | P A T I E N C E : P E R D U : P I [ π ]

À la recherche du temps perdu.
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.

Die Isolation der Zeit.
Die Isolation einer Person.

Die Vielschichtigkeit der Zeit.
Die Erinnerungen an … die Zeit.

Die personifizierte Erinnerung.
Das Bild der Vergangenheit.

Die Linearität. Lebenslinien.
Die Reminiszenz. Reminiscence.

Statik & Dynamik.

Zeitensprung.
Zeilensprung.

Zeitschleife
Zeitsubstanz.

Zurück in die Zukunft.

P E R D U — À la recherche du temps perdu (2015)
Chapter Title, Film Still
Chapter: P I [ π ]
Film Still

La Jetée / Sans Soleil

Patience (After Sebald) (2012)
L’Année dernière à Marienbad (1961)

Das Verschwinden. Erinnerung ist Narration.

Alles lebt auf Grundlage seines Verschwindens
Definitionsbereich / des Bildes / Verdichtung der Zeit

Wir erschaffen uns unsere eigene Narration durch unser / das Leben / hindurch

Die Verbindung / die Einengung / die Wiederholung / 24 fps / die absolute Kopie
Das identische Abbild existiert nicht / die Veränderung im Kleinen / Memento / die Substanz

Das Verschwinden des Subjekts / die Entstehung der Subjektivität / der Oberfläche / des Objekts

Eine Realität wie in einem sich endlos spiegelnden Bild im Bild / die Unendlichkeit / Teilung des Subjekts / einer Kettenreaktion / des Bewusstseins in sämtliche Ritzen der Realität / die Fragmente

Die Zerstreuung der Wahrnehmung / Auflösung durch Nähe / Grenzen zwischen den Dingen

10/11/14

Die verlorene Zeit. Die gewonnene Zeit.

Ich überlege, was ich wäre, wäre ich schon vorher nicht gewesen.

Ich schließe meine Augen. Ich öffne sie wieder.

In meiner Erinnerung.

Die Welt, die doch immer heller war.

In meiner Wahrnehmung.

Die Welt ist nun dunkel und mein Inneres ist hell.

{ Einzig und allein }

Die Erinnerung an das Gewesene ist mir geblieben.

Die Stille, die nicht da ist.

Ich höre in mir.
Ich lausche meinem Körper.

Zwanghaft. Immerzu.

Er muss wohl noch da sein.

Ich stelle fest, dass die Erinnerung und meine …
Ich überlege, was ich wohl wäre, wäre ich schon vorher nicht gewesen.

Auflösung der Werte / des Realen / der Ideologien / der Tonalität / der Endzwecke

Die Kunst / sich im Laufe der eigenen Ausübung selbst aufzuheben ( H E G E L )

Die lebenslängliche Verlängerung von etwas, das verschwunden ist, aber nicht aufhört zu verschwinden / während die ganze Kunst darin besteht, verschwinden zu wissen, bevor man stirbt und statt zu sterben ( B A U D R I L L A R D )

Eine Transformation. Die Energie verschwindet nicht. Von allem, was verschwindet, bleiben Spuren. Das Problem ist das, was übrig bleibt, wenn alles verschwunden ist … Alles, was verschwindet, infiltriert unser Leben in kleinsten Dosen, die oftmals gefährlicher sind als die sichtbare Instanz, die uns beherrscht. Nichts verschwindet je …

Das Subjekt verschwindet / das Subjekt als Instanz des Willens / der Freiheit / des Vorstellens / der Macht / des Wissens / der Geschichte / Das Subjekt verschwindet, aber zugunsten einer diffusen, schwebenden, substanzlosen Subjektivität / eines Ektoplasmas, das alles umhüllt und in eine riesige Oberfläche verwandelt, die ein leeres, der Realität entfremdetes Bewusstsein widerspiegelt / da alle Dinge eine objektlose Subjektivität ausstrahlen / Das ist das Bild einer Subjektivität am Ende der Welt, aus der das Subjekt als solches verschwunden ist, da es mit nichts mehr in Verbindung steht: Unsere größten Gegner bedrohen uns nur noch mit ihrem Verschwinden ( B A U D R I L L A R D )

K O M P O S T

( co mp o s ito )

G O D A R D

E L E M E N T A R T E I LC H E N

technologischer Kapitalismus

=

humanistischer Marxismus

P A S O L I N I

B R E S S O N

( H O U E L L E B E C Q )

Die anthropologische Mutation.
Die Zerstörung der Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft.

Es gibt gewisse Verrückte, die sich die Gesichter und das Verhalten der Leute ansehen. Nicht etwa, weil sie Epigonen eines Positivismus im Stile Lombrosos wären, sondern weil sie die Semiologie kennen. Sie wissen, dass die Kultur bestimmte Leitbilder schafft, dass diese Leitbilder das Verhalten bestimmen, dass Verhalten eine Sprache ist und dass in einem historischen Moment, wo die verbale Sprache immer mehr im Konventionellen erstarrt und völlig steril wird, die Sprache des körperlich mimischen Verhaltens um so ausschlaggebender wird.

S E M I O L O G I E : Das Reich der Zeichen. Die Sprache der Haare. Die Sprache der äußeren Erscheinung. Die Wortkrankheit des Marxismus…

A P O L O G E T E N : das Wort.
Die Verteidigung des Wortes. Worte haben etwas Überdeutliches und dabei merkwürdige Undifferenziertheit. Das Wort verliert allmählich an Kredit. Man darf schweigen nicht mit Stummheit verwechseln. Ein Zustand des Augenhungers, von solcher Mächtigkeit und Bedürfniskraft. Die Menschen sehnen sich danach, Ihre Abstrakten Begriffe mit plastischen Vorstellungen zu füllen. Auch am Anfang des Films steht fast immer das Wort. ( K I N T O P )

B A U D R I L L A R D

Eine Kunst des Verschwindens / der Mord an der Realität / die analytische Erkenntnis der Welt
Die natürliche Welt auf Distanz halten / das ist der Moment, da der Mensch sich der Welt zum einen entledigt, indem er sie analysiert und verwandelt, ihr gleichzeitig aber auch Realitätskraft verleiht Die reale Welt beginnt paradoxerweise genau zu jenem Zeitpunkt zu verschwinden, da sie zu existieren beginnt / Perversion / Erkenntnisvermögen / der Prozess der Auflösung / Dekonstruktion Indem der Mensch sich die Dinge vorstellt, sie benennt und in Begriffe fasst, sorgt er dafür, dass sie existieren, jagt sie jedoch gleichzeitig ihrem Verlust entgegen, löst sie auf subtile Weise von ihrer rohen Realität / so existiert der Klassenkampf von dem Moment an, da Marx ihn beim Namen nennt In seiner intensivsten Form jedoch existiert er zweifellos nur vor seiner Benennung / Verschwinden Der Begriff tritt in Erscheinung, wenn etwas zu verschwinden beginnt: Psychoanalyse ( H E G E L )

Андре́й Арсе́ньевич Тарко́вский

Die äußerste Bemühung des Lebens / des Eros, wenn man darunter die Entfaltung aller Fähigkeiten, die Vertiefung des Wissens, des Bewusstseins und der Lust versteht / führt zum selben Ergebnis des virtuellen Verschwindens der Gattung Mensch / als ob dieses Schicksal irgendwo programmiert wäre und wir nur diejenigen wären, die dieses Programm auf lange Sicht ausführen / was unweigerlich an die Apoptose denken lässt, jenen Prozess, durch den Zellen ihre Selbstzerstörung auslösen ( Z E N )

Солярис (1972)

L A U T R É A M O N T

Un homme qui dort. Ein Mann der schläft.

Sobald du die Augen schließt, beginnt das Abenteuer des Schlafs. Dem bekannten Halbdunkel des Zimmers, ein von Einzelheiten unterbrochener düsterer Raumkörper, in dem dein Gedächtnis mühelos die Wege erkennt, die du tausendmal zurückgelegt hast und die es vom undurchsichtigen Rechteck des Fensters [ G E O M E T R I S C H E – F O R M E N ] aus nachzeichnet, wobei es den Waschtisch von einer Spiegelung, das Regal vom etwas helleren Schatten eines Buches aus auftauchen läßt und dadurch die schwärzere Masse der aufgehängten Kleidungsstücke [ W Ä S C H E L E I N E ] stärker hervorhebt, folgt nach einer gewissen Zeit ein zweidimensionaler Raum, wie ein Bild ohne eindeutige Grenzen, das mit der Linie deiner Augen [ B L O W – U P ] einen ganz kleinen Winkel [ D R E I E C K ] bilden würde, als stünde es, nicht ganz senkrecht, auf deinem Nasenrücken, ein Bild, das dir zunächst einförmig grau oder eher neutral erscheinen mag, farb- und formlos, das aber wahrscheinlich ziemlich bald schon mindestens zwei Eigenschaften besitzt: die erste ist die, daß es sich mehr oder weniger eintrübt, je nachdem, ob du die Augenlider mehr oder weniger schließt [ B L O W – U P ], als hätte, genauer gesagt, die auf den Balken deiner Brauen ausgeübte Kontraktion, wenn du die Augen schließt [ B L O W – U P ], die Wirkung, die Neigung der Ebene im Verhältnis zu deinem Körper zu verändern, so als bilde der Balken deiner Brauen das Scharnier [ S C H A R N I E R / Ü B E R B L E N D U N G ] und verändere folglich, obgleich diese Folge nicht beweisbar scheint, es sei denn durch Augenschein, die Dichte oder die Eigenschaft der Dunkelheit [ B L A C K – S C R E E N ], die du wahrnimmst; die zweite ist die, daß die Fläche dieses Raumes überhaupt nicht gleichmäßig ist oder genauer, daß die Verteilung, die Aufteilung der Dunkelheit nicht auf homogene Weise geschieht: der obere Bereich ist sichtlich dunkler [ P O O L / Z W E I T E I L U N G – D E S – B I L D E S ], der untere Bereich, der dir der nähere zu sein scheint, obgleich die Begriffe nah und fern, oben und unten, vor und hinten natürlich schon aufgehört haben [ D I A L E K T I K ], völlig klar und eindeutig zu sein, ist einerseits viel grauer, das heißt, nicht viel neutraler, wie du zu glauben beginnst, sondern unzweifelhaft viel weißer und enthält oder trägt andererseits ein, zwei oder mehrere Arten von Beuteln, Kapseln, ein wenig die Vorstellung, die du dir zum Beispiel von einer Tränendrüse [ B L O W – U P ] machst, mit schmalen, bewimperten Rändern, in deren Innerem sehr sehr weiße Blitze zucken [ B L I T Z E ], sich bewegen, sich winden, die manchmal ganz schmal sind, wie sehr feine Streifen [ L I N I E N ], manchmal viel dicker, fast fett, wie Würmer. [ K O M P O S T ]

[ B LO W – U P ] [ S T I L L E ]

Diese Blitze, obgleich Blitze ein völlig unzutreffendes Wort ist, haben die seltsame Eigenschaft, daß sie nicht angeschaut werden können. [ F I N ]

Chapter I: P E R D U w/ Daria Kuschov, Masha Novikova & Sandra Zech

Institutional support: Prof. Julian Rosefeldt, Prof. Heiner Stadler, Elfi Mikesch, Helen Simon
Text fragments: C. v. I L L I, Aleksandr Puschkin, Geores Perec, Jean Baudrillard, G.W.F. Hegel